Bisher wurden die grundsätzlichen Funktionen und Möglichkeiten digitaler Aufnahme- und Wiedergabetechnik dargestellt bis hin zu den Eingriffen, die mittels Computer machbar sind. Letzteres führte zu Manipulationen, welche eine ernste Gefahr für das Kulturgut Musik bedeuten.
Musikkultur in Gefahr
Zahlreiche Musikproduktion, insbesondere aus dem Rock-, Pop- und zunehmend auch dem Jazzbereich werden vielfach durch absolute Überkompression und Lautheitswahn klanglich um ein „mehrfaches“ stärker beschädigt, als durch die eher geringen Tonträger- bzw. systemimmanente Klangunterschiede. Das Ausmaß an zusätzlichen Verzerrungen, welche heute u.a. durch „Überkompression“ dem Tonmaterial hinzugefügt werden, steht in absolut keinem Verhältnis zu den Bestrebungen der High-End-Hersteller und deren Kunden, möglichst immer verzerrungsärmere und bessere Wiedergabeelektronik zu produzieren, respektive auf Seiten der Hörer zu genießen. Zudem ist es mehr als fraglich, ob heute als Mittel einer wirklich kreativen und sich als nachhaltig herausstellenden geschmackvollen Klanggestaltung derart hohe Verzerrungswerte, wie sie derzeit vielerorts den Musikproduktionen durch Überkompression oder ein „unsachgemäß“ durchgeführtes Limiting künstlich hinzugefügt werden, auf Dauer echtem Musikgenuß dienlich sein können? Ich denke nein. Viele der aktuellen überlauten Tonkonserven aus dem Rock- und Pop-Sektor weisen heute Verzerrungswerte in einer Höhe auf, die der Audiotechnik vor mehr als 50 Jahren aufgrund technischer Limitierung noch zwingend anhaftete. Das aktuelle Stichwort dazu heißt „Loundness War“ oder auch „Loudness Race“ und ist eine schleichende Entwicklung, die bereits in den 60er Jahren in der LP-Ära begann: Man denke dabei an die damals sicher lautstärksten Veröffentlichungen des gesamten Tonträgermarktes zurück, die wohl vom amerikanischen Motown-Label stammten, die 70er Jahre und das Auftauchen des Aphex Aural Exciter und weiterer „Spezialitäten“, dann die 80er Jahre mit der Einführung der „berühmten“ analogen SSL-Mischkonsole der 4000er Baureihe die in jedem Kanalzug eine Kompressor/Limitereinheit besaß und so in der Praxis zu einem weiteren „Lautstärkegewinn“ führte. Gleichwohl ist gegen einen maßvollen und versierten Einsatz von Kompression und Limiting zu keinem Zeitpunkt etwas einzuwenden gewesen! Es ist zu bedenken, daß zu jener Zeit die A/D-Wandlung vielfach noch mit 16-Bit-Wandlern erfolgte und bei einer Tonaufnahme auch stets Übersteuerungsreserven vom Tonmeister einkalkuliert werden mußten, so daß im Falle der Tonaufzeichnung mit einem 16Bit- System erst einmal ein Teil der theoretischen Auflösungsfähigkeit für den notwendigen Headroom als Aussteuerungsreserve verlorenging. Um dennoch einen höheren RMS- Pegel dem Wandler zuführen zu können, wurde dieser gegen Übersteuerung mit einem pre-digitalen analogen Limiter gegen Übersteuerung geschützt. Das Übersteuern von digitalen Wandlereinheiten sollte grundsätzlich ausgeschlossen werden, denn anders als bei der analogen Bandaufzeichnung, die mit einem akustisch eher „gutmütigen“ Ansteigen des Verzerrungsniveaus reagiert, clippen digitale Aufnahmesysteme beim Eintreten von Übersteuerungen im Extremfall mit eher unmusikalischen Artefakten. Im Rock und Pop-Musiksektor setzte man allerdings bewußt schon lange vor der Digitalisierung der Musikinformation derartige Arbeitspraktiken als klanglich erfolgreiches Gestaltungsmittel zur Erhöhung des durchschnittlichen Pegelverlaufs eines Musiksignals ein. Im Klassik- und Jazzbereich wurde die Limitercharakteristik so ausgewählt, daß ein kurzfristiges Einfahren in diesen Bereich klanglich praktisch ohne hörbare Folgen blieb, während im Rock- und Pop-Sektor häufig bewußt die Artefakte eines hörbaren Kompressor- und Limitereinsatzes als Stilmittel zur Aufnahme und Klanggestaltung genutzt wurden. Die Digitaltechnik beflügelte die Tontechnik und führte bereits in frühen 80er Jahren zum Auftauchen teilweise „überknalliger“ und verspielter Sounds, die uns heute noch als „laut“ und „spektakulär“ in Erinnerung geblieben sind. Die existierende technische Limitierung der LP „erzog“ die damaligen Produzenten und Tonmeister zu einem deutlich weniger überscharfen, unterdumpfen oder erbärmlich verzerrten Klangbild als die heute im allgemeinen häufig in diesen Eigenschaften unkritische CD-Technologie. Bei Musikproduktionen für die LP war insbesondere auf S- und Zischlaute zu achten, die auf jeden Fall vor dem Matrizenschnitt mit einem De-Esser „entschärft“ werden mußten, da ansonsten die sichere Gefahr des „ungewollten“ Einsetzen des Schneidestrombegrenzers mit seinen akustisch eher ungünstigen Auswirkungen auf das ursprünglich geplante Klangbild drohte. Auch mußte ein wirklich gelungener Mix möglichst frei von inkompatiblen tieffrequenten Signalen sein, da auch diese einen erfolgreichen Matrizenschnitt stark gefährden konnten. So ist es kaum verwunderlich, daß die auf Langspielplatte veröffentlich ten „Klangbilder“ nicht selten dem versierten Musikhörer besser als so manch eine heutige Neuproduktion auf CD gefallen; eine Folge der angesprochenen Limitierungen. Der Distributionstonträger LP nahm seinerzeit schlußendlich bereits bei der Musikproduktion klangästhetische Einflüsse auf die produzierbaren Klangbilder. Mit der Einführung der technisch deutlich perfekteren CD, welche die vormals bei der Musikproduktion für die LP zu beachtenden technischen Limitierungen nicht mehr besaß, ging die Umstellung der kompletten Tonsignalverarbeitung auf Digitaltechnik und am Ende der Einzug der „Rechnertechnik“ einher. Mit ihrer kaum noch überschaubaren Softwarevielfalt zu Audiosignalbearbeitung, nähern sich heute viele Musikstücke physikalisch dichter denn je dem weißen Rauschen an! Insgesamt ist das derzeit erreichte Ausmaß an Überkompression und damit einhergehender Verzerrungen selbst bei Produktionen ansonsten als kreativ geltender Rock- und Pop-Formationen oftmals bis über das klanglich genießbare Maß hinaus „verbogen“ und ich wage zu bezweifeln, daß derartig verzerrte Klangbilder in vielleicht 10 – 20 Jahren eine große Chance haben, ein zweites Mal verkauft werden zu können. Ein Schelm, wer denkt, daß derzeit „absichtlich“ überkomprirnierte und damit hochverzerrte Klangbilder als „akustisch ästhetischer Kopierschutz“ auf heute gängigen Distributionsmedien verkauft werden, um dann in ein paar Jahren, wenn das Pendel der derzeitigen Loudness- Race- Entwicklung zurückschlägt, die gleichen Platten uns mit einer maß- und geschmackvollen dynamischen Bearbeitung einfach ein zweites Mal auf dann gerade wieder „aktuellen“ und „neuen“ sogenannten High-Resolution- Tonträgern verkaufen zu können. Schon seit einem Vierteljahrhundert steht uns mit der Audio-CD zum ersten Mal in der Geschichte der Tonträger ein Format zur Verfügung, welches bei sachgemäßem Gebrauch über Jahrzehnte ohne Verschleißerscheinungen oder Qualitätseinbußen einsatzbereit bleibt, und zudem in der Lage ist, faktisch das fertig bearbeitete Masterband klanglich vollends an den Hörer weiterreichen zu können. Wenn durch das eigentliche Distributionsmedium keine praktisch relevanten Grenzen mehr existieren, könnte der Gedankengang naheliegen, daß man durch grundsätzlich alternierende klang- verändernde Maßnahmen bewährter Klassiker neue Anreize zum Verkauf – insbesondere des ständig wachsenden Backkataloges – auszulösen versucht. Eigens für den High-Ender wurden dazu in letzter Zeit neue, sehr teure CD-Reihen kreiert mit phantasievollen Bezeichnungen wie Bluespec-CD, SHM-CD, XRCD oder HQCD. Diese CDs entsprechen vollends dem Red-Book-CDStandard und bleiben damit natürlich auf jedem handelsüblichen CD-Player abspielbar. Nicht selten handelt es sich bei diesen CD-Veröffentlichungen lediglich um eine etwas maßvoller lautgemach te „High-End – Edelvarian te“ der „leiseren“ Original-CD-Ausgabe. Oftmals wird u.a. durch ein „sanfteres“ Einfahren des Tonsignals in die Limiter der Aufnahme nochmal ca. 3 dB an Lautstärke, allerdings auf Kosten des Gesamtdynamikumfanges, „geschenkt“. Je höher die Qualität des persönlich verwendeten Wiedergabe-Equipments allerdings ist, desto nervtötender kann der Klang dieser neuen CD-Kreationen auf Dauer dem Hörer erscheinen. Schon für den gegenüber den Original-CD-Ausgaben aufgewendeten Mehrpreis von 100 – 130 dieser „Spezial-CDs“ bekommt der Kunde qualitativ hochwertige D/ A-Wandler, die die dynamische „Nachberabeitung“ dieser Spezialmasterings klanglich obsolet macht. Nach laut, lauter, am lautesten und einem Maximum damit einhergehender Verzerrungen, wird, am Ende der Fahnenstange erst einmal angelangt, nichts anderes mehr überbleiben, als relativierend wieder den Rückweg in die entgegengesetzte Richtung anzutreten …
An dieser Stelle möchte ich Ihnen einige ernüchternde Zahlen zu den auf unseren High-TechTonträgern (CD: 98 dB digitale Systemdynamik) tatsächlich genutzten Dynamikwerte nennen:
Michael Jackson „Bad“, 1987: 12,7 dB;
REM „Losing my Religion“, 1 991: 12,3 dB; Soundgarden „Black Hole Sun“, 1994: ca. 10 dB; Eagle Eye Cherry „Save Tonight“, 1997: 4 dB; Red Hot Chilis „Californication“, 1999: 3 dB; Herbert Grönemeyer „Mensch“, 2002 ca. 9,5 dB (auf SACD erschienen);
Madonna „Hang Up“, 2005: 7 dB;
Cold Play „Viva La Vida“, 2008: ca. 6,5 dB; Radiopilot „Surfen“, 2008: 3 dB;
Metallica Magnetic Death, 2008: 5 – 6 dB.
Es stellt sich hier ernstlich die Frage, welchen Wert die aufwendigen Bemühungen um theoretisch immer „bessere“ Tonträgerformate mit immer größerem technisch möglichen Dynamikumfang überhaupt haben, wenn Musik durch unsachgemäßen Gebrauch von Loudness- Maximizer und Brickwall-Begrenzer auf ein absolutes Minimum an Restdynamik „zusammengepreßt“ wird, ein Schlagzeug wie ein Pappkarton klingt, und viele weitere klangliche Details dabei einfach niedergemacht werden. Derartige „Bearbeitungsfortschritte“ dienen lediglich der Erhöhung der akustischen Verwendbarkeit von Musik auf technisch-akustisch zweifelhaft ausgelegten portablen Musiksystemen. Verbleibt derzeit nur der Bereich der klassischen Musik, der ohne Einsatz leidiger Kompression dem Kunden noch ein hochwertiges Klangprodukt zur Verfügung stellt? Zweifel sind angebracht: auch hier beginnt man bereits zu manipulieren. Ein aufschlußreiches Beispiel bietet der Vergleich zwischen zwei vermeintlich identischen klassischen Veröffentlichungen der Decca SXL 6355: Albeniz, Suite Espanola. Ersteres Diagramm zeigt die Digitalisierung einer LP-Nachpressung, die direkt von den analogen Decca-Masterbändern produziert wurde, das zweite Diagramm die Lizenzveröffentlichung eines speziell auf die Kundengruppe der High-Ender ausgerichteten Labels, das auf sogenannten „Spezial-CDs“ veröffentlicht, die aber exakt dem Red-Book-Standard einer „regulären“ und handelsüblichen Audio-CD entsprechen. Bei der Masse dieser „Spezial-CDs“ handelt es sich vielfach lediglich um phantasieanregende Handels- bzw; Marketingbezeichnungen für eine an sich normale Audio-CD. Klar erkennbar besitzt ausgerechnet die speziell für High-Ender produzierte „High-End-CD-Ausgabe“ eine um etwa 4 dB verminderte Dynamik gegenüber der von den originalen Masterbändern produzierten LP bzw. deren 1: 1- Digitalisierung. Sehen Sie mal auf Seite 44/45 nach … Es soll Hörer geben, die dem Klangbild dieser lizensierten, dynamisch komprimierten Spezialveröffentlichung sogar eine deutlich erhöhte dynamische Bandbreite – besonders im feindynamischen Bereich – und auch weniger Schärfe im Klangbild attestieren; und es gibt in der Tat auch reichlich vermeintlich edel aufgemachtes Audioequipment, welches diesen klanglichen Eindruck nähren könnte … Verantwortlich zeichnet für diesen Fehleindruck eher eine fehlerhafte reproduktionstechnische Limitierung innerhalb der in diesen „Hörfällen“ zum Einsatz kommenden Abhörketten – und oft genug stellte sich der jeweils verwendete Lautsprecher als primärer Problempunkt dar. Unter Verwendung von wirklich highendiger Abhörtechnik wird eine derartige dynamische Bearbeitung des Tonmaterials sofort hörbar! Der Tonmeister ist bei seiner Arbeit allerdings zwingend auf das genaue Hören der klanglichen Aus- bzw. Rückwirkung seines Tuns angewiesen, und ähnlich wie ein Uhrmacher beim Zusammenbau eines komplexen mechanischen Uhrwerkes das passende Werkzeug und eine optisch richtig zeichnende Lupe für die korrekte Ausführung seiner Arbeit benötigt, ist der Tonmeister insbesondere bei der Produktion von High-End-Aufnahmen auf wirklich korrektes und die tatsächliche klangliche Realität abbildendes Audioequipment angewiesen: Er muß die tatsächlich auf dem Masterband gespeicherte Toninformation exakt, schnell und untrügerisch für seine Arbeitsausführung beurteilen können. Genau über derartiges Equipment abgehört, fällt die die Gesamtdynamik einschränkende Berarbeitung jener sogenannten High-End-Remasterings dann auch sofort negativ auf! Mehr als schade, begann doch die wegweisende und sehr edle Aufmachung und Verpackung dieser Spezial-CD mit ihrem textilbeschichteten Pappschuber und den kunststofflaminierten Innenseiten dem Autor doch gerade besonders gut zu gefallen … Am Ende ist es tief bedauerlich, daß die tonale Qualität des LizenzRemasterings offensichtlich nicht mit der wegweisenden Verpackung und Optik mithalten kann.
Multichannel
Mono-Stereo-Surround: Das Hoffnungsformat Surround wird vielerorts von der Musikindustrie mit bedenklichen 5-Kanal-Simulationen gefüttert, die nichts von den klangästhetischen Chancen dieses Formates mehr erahnen lassen, und deren Stereomix-Originale besser klingen als die oftmals preisgünstig hergestellten Mehrkanal-Zweitverwertungen. Eine hochwertige und wirklich kreative Produktion von echten Multikanalaudioaufnahmen erfordert oftmals einen nicht unerheblichen zeitlichen Mehraufwand und damit weitere Kosten in einer Welt, die heute mehr denn je auf „kurzfristig denkende“ Kosteneffizienz getrimmt ist. Müssen oder können wir einen Beethoven oder Brahms sinnvoll mit echtem künstlerischen Mehrwert auf Multichannel „aufbrezeln“, oder bietet sich dafür nicht vielmehr der Bereich der modernen oder noch aktiven Komponisten für Multichannel-Musikaufnahmeprojekte an, in denen der Komponist von vorneherein „Multichannelbedürfnisse“ in seiner Partitur vorgesehen hat?
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt. .. , bemerkte schon der Autor und Nobelpreisträger Hermann Hesse in seinem Stufen-Gedicht. Jeder wird sich an die Anfänge der Stereoaufnahmetechnik mit den bekannten und heute eher lustig wirkenden Stereo-Ping-Pong-Effekten erinnern. Es wird noch einige Zeit lang einen festen Willen zum weiteren experimentellen Umgang mit der dagegen jüngeren Materie Multichannel erfordern, bis das Thema der Chancen und Möglichkeiten in aller Breite richtig begriffen werden kann. Daher darf einer neuen Technologie anfängliche „Fehlanwendungen bzw.Fehlverwendungen“ nicht pauschal angelastet werden. Es gibt heute bereits interessante Multichannelansätze aus dem Bereich der kleinen unabhängigen Label sowie aus Produktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunksektors – und es bleibt gespannt abzuwarten, für welche Musik- und Tonproduktionen Multichannel-Veröffentlichungen am Ende denn einen wirklichen künstlerischen Mehrwert darstellen können.
Zur Misere des heutigen Musik-Geschäfts stellt sich die Frage, ob nicht durch die ausschließliche und scheinbar bedingungslose Anvisierung des Dollarzeichens seitens der Musikindustrie, die Musikkultur, die Kunst und die Kreativität bereits großen Schaden genommen haben und deren Umsatz- und Gewinneinbußen nichts anderes als die konkrete monetäre Bezifferung dieses von ihr selbst verursachten Schadens darstellt … ? So bleibt es auch am Rande einmal zu hinterfragen, inwieweit eine börsennotierte Aktiengesellschaft mit ihrem vierteljährlichen „Quartalsergebnis- und Kennzahlenstreß“ in der Lage sein kann, ausreichende Freiräume zu ermöglichen, in denen wirklich kreativ-künstlerische Auseinandersetzung mit der Musik und deren Weiterentwicklung überhaupt stattfinden kann.
Abschließende Gedanken
In der gesamten hundertjährigen Geschichte der Tonaufzeichnung gab es nie zuvor potentiell derart vielfältige Möglichkeiten zur kre1tiven Klanggestaltung und Produktion wie heute. Fragen wir lieber, was es heute nicht mehr gibt, wenn am Ende der Produktion auf Wunsch der Musikindustrie und deren Manager das mühevoll ausbalancierte Klangbild nach aberwitzigem Einsatz von Masterkompression und Brickwall-Limiting vollends zerstört wird … Als Lichtblick und Retter aus der für die Freunde klanglich und interpretatorisch rundum hochwertiger Musikproduktionen könnten sich in Zukunft die eher kleinen, unabhängigen Spezial-Label und auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk erweisen, die sich dazu vollends der Qualitätsproduktion von Musik verschreiben sollten. Echte Kreativität ist und bleibt kein auf Knopfdruck abrufbares oder zeitlich fest einplanbares Gut. Gleichwohl könnten ordentliche und sinnvolle Grundlagenbedingungen der Kreativität im positiven Sinne förderlich sein. Schlußendlich bleibt zu bemerken, daß es dem Menschen eigentlich schon seit vielen tausend Jahren bekannt sein müßte, daß am Ende nur das geerntet werden kann, was am Anfang zur Aussaat kam – und Bäume, die scheinbar bis unendlich in den Himmel wachsen, dürften auch auf Erden noch nicht erblickt worden sein.
Eine vielleicht häretische Anmerkung zum Schluß:
Dank für das Überleben und Verbreiten der Musik eines Vivaldi, Mozart oder Beethovens – um nur einige zu nennen – bis hin in unser heutiges Zeitalter, ist in erster Linie Generationen von begeisterten (und begeisternden!) Musikern, Orchestern und deren Zuhörern zu zollen … und weniger der geschichtlich deutlich jüngeren Tonträgerindustrie.